Zuerst begegnete ich meinen Sujets, um Inhalte für meine Arbeit zu sammeln. Die Originale kann man über zwei Wege kennen lernen:
Leider sind die Videoaufnahmen durch eine Harddisk-Panne grösstenteils verloren gegangen. Folglich sind die Inhalte unseres Gespräches aus meiner Erinnerung textlich festgehalten.
Malaïka: Wie soll man Sie nennen? Parzival: Ich habe keinen Namen, der Name ist nicht wichtig, meine Mission ist wichtig. Ich habe mein Pass selber gemacht, ob der von der SBB oder von der Weltregierung anerkannt ist ist doch egal. Mein Fingerabdruck ist wichtig. Und was ich mache. Meinen Swisspass habe ich bei der SBB deponiert. Esperanto soll zur Weltsprache werden, zur Abrüstungssprache, denn Englisch ist vorbehaftet, du kannst nicht mit Englisch in Russland Abrüstung thematisieren.
M: Was ist denn die Mission, wann ist sie beendet? P: Wenn Esperanto zur Abrüstungssprache geworden ist, kommt es von selber ins Rollen, geht selber weiter.
M: Wie funktioniert das mit der Natel-Genehmigung die auf dem einen Plakat angesprochen ist?P: Ja es bräuchte eine Genehmigung fürs Natel, man muss Fragen beantworten, dann wird entschieden. z.B. die Handyantennen auf dem Meer und auf dem Land, die strahlen sehr stark aus. Das ist wie eine Schaukel irgendwann gibt man zu fest an und fällt, wird das auch mit den Handys passieren?
M: in Biel haben Sie ohne Strom gelebt, aber hier haben sie ja ein Telefon, das Strom braucht?P:Ja ich brauche Strom, ich habe ein Zertifikat für Bio-Strom, zahle zwar ein bisschen mehr. Und ich habe einen Kachelofen im Garten zum kochen.
P: Blasphemie-Duell: Wenn man nicht einverstanden ist, sitzt man hin und diskutiert bis man sich geeinigt hat, schlimmstenfalls stirbt man dabei. Spiele ich Gott oder bin ich Gott? Journalisten trauen sich nicht diese Inhalte zu publizieren, sie haben Angst. Was ist das schlimmste, das passieren könnte? Sie könnten sterben, aber immerhin für einen guten Zweck und nicht einsam und krank im Heim. Um Teil der Weltregierung zu werden, muss man kandidieren, dann kann man den Stuhl mieten. der Stuhl ist wie eine Art Ausweis.
M: Sehen sie sich als Stadtoriginal? P: NEIN ein Weltoriginal, ich bin Weltenbürger.
Der 76-jährige Freiburger Künstler ist wohl die Zugänglichste der drei beschriebenen Persönlichkeiten. Le magicien oder "l’enchanteur de la Basse" wurde zum Symbol und Wortführer der Freiburger Unterstadt, einer Geisteshaltung und einer Kultur. Seine träumerische und altruistische Lebensphilosophie motiviert ihn, regelmässig den «Parcours des Magiciens», eine temporäre Freizeitpark-ähnliche Installation für Kinder und Jugendliche, zu organisieren. Seine gestalterische Welt ist geprägt von Hexen, Drachen und anderen märchenhaften Kreaturen. Auch sonst engagiert er sich in der Durchführung von spielerischen und didaktischen Aktivitäten für Kinder.
Als Hockeyfan und Künstler trainiert er das Kinderteam des Freiburger HC Gottéron und zeichnete dessen Drachenemblem. Ein Emblem, dessen Ursprung die Legende des Drachens ist, der im Gottéron-Tal wohnt.
Ausserdem ist Audriaz wohl der einzige Freiburger, der ohne Helm Töffli fahren darf.
"Je ne crois pas que tout le monde m’aime, car je reste le gars qui fait comme il veut. Quand la commune me dit non, j’y retourne dix fois. Après, ils abandonnent et j’ai ce que je voulais."*
* Bertschy, Pascal (2015): "Avec les enfants, je reste un guerrier!", in: Hubert Audriaz fête ses 75 ans!, La Liberté vom 30.09.15
Der knapp 60-jährige Berner wird auch «Traumtänzer», «Nachtwandler», «Gespenst» oder «Flügelimaa» genannt. Der Mann mit den XXXXL-T-Shirts ist regelmässig an Konzerten anzutreffen, egal ob Jazz, Metal oder Electro. Dabei tanzt er unbeirrt in seinem charakteristischen Zeitlupentempo, egal wie stark die Bässe wummern.
Schwäbi inspirierte ein paar Zeitungsartikel, eine Facebook-Gruppe, die zu seinen Ehren kreiert wurde, und die Leute sprechen gerne mit ihm, wenn sie ihm im Nachtleben begegnen. Seinen Tanzstil hat er Tan-Zen genannt, inspiriert vom Zen-Buddhismus. Schwäbi mag als ein Kauz erscheinen, er hat sich aber auch Respekt verschafft. Sein Erscheinen an einem Anlass zeugt von dessen Qualität. Denn der Mann scheint sich in der Musikszene gut auszukennen und besucht nur ausgesuchte Konzerte. Seine Anwesenheit ist zu einer Art Gütesiegel geworden.
Die Figur "Schwäbi" schien mir eine Kollektivkreation zu sein. Durch sein punktuelles Erscheinen lebt und wächst er den Rest der Zeit – d.h. hauptsächlich – in der Vorstellungskraft der Leute.
Ausgehend von dieser Vermutung fragte ich im PROGR (ein Kulturlokal, wo sich Schwäbi öfters aufhielt) ein paar Menschen nach ihren Eindrücken und Vorstellungen "Schwäbi" gegenüber.
Die Aufnahmen dieser Gespräche wurden in folgendem Entwurf verwendet.
Ein Gespräch zu steuern hat sich als eine Kunst für sich herausgestellt: Ich konnte nicht immer in die Richtung gehen, in die ich wollte. Meine Fragen (und damit meine Vorstellungen) waren nicht immer geeignet formuliert. Ich versuchte mich meinem Gegenüber anzupassen um die Fragen besser zu stellen.
Ob ich meinen Sujets über den Kanal der öffentliche Stimme oder über die Personen selbst wahrnehme, beide Quellen werden durch mich, also meine Sicht gefiltert.Ein objektives Porträt ist nicht möglich.
Ich werde in meinem Produkt nicht alle meine Eindrücke Meinungen abbilden können, denn als "Medienschaffende" habe ich eine öffentliche Stimme dessen Meinung missinterpretiert werden kann. Ich möchte hier aber eine Hommage, eine Urteil-freies Statement gegenüber diesen Menschen machen. Ich denke kritische Stimmen ihrem Lebensstil gegenüber wird es dadurch dass er eben anders ist sowieso geben. Ich möchte den Unterschied, das Anderssein hier positiv konotieren.