Die theoretische Bachelorthesis war eine gute Grundlage für meine praktische Arbeit. Weniger eine Anleitung mit gestalterischen Werkzeugen, war sie ein Einarbeiten in den Themenbereich um ein Grundverständnis von Sagenerschaffung, Realität und Fiktion sowie Charakterisierung und Porträtierung zu bekommen.
Ich habe in meiner praktischen Auseinandersetzung hauptsächlich folgende Punkte aus den theoretischen Erkenntnissen verwendet oder wiedergefunden:
Das Material sammeln: Bei den Interviews mit den Stadtoriginale bin ich schnell an meine Grenzen als unerfahrene Gesprächsführerin gestossen. Ich kam mit einer Vorstellung zum Gespräch, und merkte dann, dass ich mich nicht immer auf der selben Ebene befinde, wie die Person mir gegenüber. Meine vorbereiteten Fragen konnte ich teilweise gar nicht verwenden, wurden (extra?) kryptisch beantwortet, oder Fachfragen wie z.B. zur Mediatisierung waren zu spezifisch. Als Fragende habe ich versucht mich auf die Welt meines Gegenübers einzulassen und die Fragen gerechter, verständlicher zu formulieren. Ich denke das sind essentielle Punkte des Journalismus, die ich folglich erst während dem Machen erkannte.
Der kreative Prozess: Ich habe bei dieser Bachelorarbeit einen gestalterischen Bereich gewählt, der mir noch ziemlich unvertraut war. Daraus ergab sich eine spannende Auseinandersetzung mit ebendiesen: hauptsächlich Storytelling, Geschichten erfinden, schreiben, Welten entwickeln. Diesem Bereich bin ich bisher nur theoretisch, über Lektüren, Lernvideos und Filmanalysen begegnet. Ich habe die Komplexität des Storytellings nun auch praktisch erfahren und verstehe die Aufwände die Filmproduktionen verlangen, gesamtheitlicher.
Erst während dem Machen wurde klar, welche Arbeitsschritte nötig waren. Eine Geschichte zu erfinden verlangt nach einem permanenten Wechselspiel zwischen Bild und textliches Szenario, da beide aufeinander einen grossen Einfluss haben. Ein kleine Änderung hat Konsequenzen auf den gesamten Ablauf und nicht nur für die Momentaufnahme die man gerade bearbeitet. Diese Arbeit hat durch ihre unerwartete Komplexität viel Geduld, Frusttoleranz und Durchhaltevermögen von mir verlangt. Eine Erfahrung wofür ich (trotzdem) dankbar bin.
Wie die meisten Menschen sagen, die durch eine akademische Abschlussarbeit gegangen sind: eigentlich ist man erst nach der Arbeit dafür gerüstet, diese fachgerecht durchzuführen. Diese Arbeit war nochmals ein Lernprozess, der mein Verständnis um die Möglichkeiten der Gestaltung und ihrer Fachbereiche geöffnet hat.